Enteropathogene Escherichia coli (EPEC)

Enteropathogene Escherichia coli (EPEC) sind Auslöser einer Darmentzündung (Enteritis). Die EPEC-Keime heften sich an die Wand des oberen Dickdarms und gelegentlich des Dünndarms und zerstören dort die Zellstruktur, so dass die Aufnahme von Stoffen aus dem Darm gestört ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören wässriger und manchmal auch blutiger Stuhlgang, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Meist sind die Symptome nur von kurzer Dauer

Was ist EPEC?

EPEC ist die Abkürzung für Enteropathogene Escherichia coli. Benannt wurden die E.coli-Bakterien nach dem deutschen Pädiater Theodor Echerich. EPEC-Bakterien sind ein Stamm von Escherichia-Coli-Bakterien, die Giftstoffe produzieren und Durchfallerkrankungen verursachen können. Escherichia-coli-Bakterien (E. coli) finden sich im gesunden Darm von Menschen und Tieren. Sie gehören damit zu unserem Mikrobiom, zu dem auch andere Bakterienstämme zählen.

Für die meisten E.coli-Stämme haben wir Menschen als Wirt eine Toleranz entwickelt. Wir werden also nicht krank. Nur einige der E.coli-Stämme – wie die Enteropathogenen Escherichia coli (EPEC) - können Darmerkrankungen (Enteropathien) auslösen. Sie haben sogenannte Antigene, nach denen sie auch klassifiziert werden. (O-Antigen, H–Antigen, K-Antigen).

Verbreitung

EPEC-Infektionen sind weltweit verbreitet, vor allem in Entwicklungsländern mit niedrigen Hygienestandards. In den Industrieländern sind diese Infektionen durch einfache Hygienemaßnahmen seltener geworden. Infektionsherde sind nicht durchgegartes Fleisch und ungewaschenes Obst und Gemüse. Im Juni 2011 kam es zu einer Ausbreitung durch mit kontaminiertem Wasser gewaschenen Salat.

Symptome

Enteropathogene Escherichia coli (EPEC) sind Auslöser einer Darmentzündung (Enteritis). Die EPEC-Keime heften sich an die Wand des oberen Dickdarms und gelegentlich des Dünndarms und zerstören dort die Zellstruktur, so dass die Aufnahme von Stoffen aus dem Darm gestört ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören wässriger und manchmal auch blutiger Stuhlgang, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Meist sind die Symptome nur von kurzer Dauer und bedürfen zunächst keiner Therapie, außer Flüsssigkeitzufuhr und Elektrolytzufuhr.

Bei etwa 10% der Erkrankten kann es durch bestimmte E.coli-Stämme (EHEC) zum hämolytisch-urämischen Syndrom mit Schädigung der Nierenfunktion kommen. In schweren Fällen kann die Erkrankung zu Nierenversagen und zum Tod führen, wobei der Einsatz von Antibiotika die Erkrankung verschlimmern kann.

Gefährlich für Kinder

Enteropathogene Escherichia coli (EPEC) als Auslöser einer Darminfektion sind vor allem für Frühgeborene, Neugeborene und Säuglinge gefährlich. Immer mal wieder kommt es in den Industrieländern zu einer Erkrankungswelle auf Säuglingsstationen. Gerade im ersten Lebensjahr stellt diese Infektion eine große Gefahr für die Kinder dar. Als frühkindliche Durchfallerkrankung tragen die EPEC-Bakterien und die daraus entstehende Säuglingsdiarrhöe oder infantile Diarrhöe (Durchfall) erheblich zur Säuglingssterblichkeit bei.

Ansteckung

Meist erfolgt die Ansteckung von Mensch zu Mensch (Schmierinfektion). EPEC wurde aber auch bei landwirtschaftlich genutzten Tieren nachgewiesen. Daher vermutet man, dass kontaminierte Lebensmittel für die Übertragung heute eine entscheidende Rolle spielen. Die Übertragung der Keime kann über den Verzehr von rohem Fleisch und Rohmilch erfolgen. Auch pflanzliche Produkte, die auf mit Rindergülle gedüngten Äckern gezogen sind und roh verzehrt werden, sowie industriell hergestellte Sprossen können befallen sein. Die Bakterien sind empfindlich gegenüber Hitze, können jedoch gut in gefrorenen Lebensmitteln überleben.

Diagnose

Bei einem Verdacht auf eine EPEC-Infektion erfolgt der Nachweis der Bakterien im Stuhl und durch den Nachweis spezifischer Antikörper im Blut. Eine frühzeitige Erkennung der Krankheitsursache verhindert die Entwicklung von Komplikationen.

Inkubationzeit

Zwischen Aufnahme des Erregers bis zum Erkrankungsbeginn (Inkubationszeit) können 2 bis 5 Tage vergehen. Solange wie der Erreger im Stuhl nachweisbar ist, besteht die Ansteckungsfähigkeit.

Therapie

Die Therapie erfolgt vor allem symptomatisch und zielt auf die Linderung der Beschwerden. Die größte Gefahr und die meisten Komplikationen sind Folge des starken Flüssigkeitsverlusts durch die Durchfälle. Kleinkinder und Säuglinge sind dabei deutlich stärker gefährdet als Jugendliche oder Erwachsene. Bei sehr starken, länger andauernden Durchfällen und Erbrechen kann der Flüssigkeitsverlust so groß sein, dass der Körper Zeichen von Austrocknung zeigt (Exsikkose). Reicht die Flüssigkeitszufuhr durch alleiniges Trinken nicht aus, wird eine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr durch einen venösen Zugang empfohlen. Bei schweren Verläufen wird ggf. eine Antibiotikabehandlung durchgeführt.

Vorbeugung

Die Einhaltung hygienischer Vorschriften wie Händewaschen sowie strikte Sauberkeit im Sanitär- und Küchenbereich beugen Infektionen effektiv vor. Meldepflichtigkeit Nach § 6 IfSG ist der Nachweis darmpathogener Stämme von Escherichia coli meldepflichtig.

Alarmzeichen

Bei länger andauernden Durchfällen über mehr als 3 bis 5 Tage und den o.g. Symptomen sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen, der anhand einer Stuhluntersuchung recht schnell die Erreger identifizieren und die Erkrankung zumindest symptomatisch behandeln kann.

Mehr über Infektionen

Letzte Änderung: 01.07.2023

Autoren

Jens Müler-Ziehm

Dr. med. Jens Müller-Ziehm

Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie
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Lars Zimmermann

Dr. med. Lars Zimmermann

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Notfallmedizin
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