Das intestinale Mikrobiom beim Menschen (humanes intestinales Mikrobiom), beginnend mit den Mikroben im Mund, der Speiseröhre, dem Magen, dem Dünn- und dem Dickdarm (Darmflora) besteht aus

- etwa 1014 (100 Billionen) Bakterien,
- etwa 500-2.000 Arten in jedem Menschen.
Der 2008 verstorbene US-Molekularbiologe Joshua Lederberg erkannte, dass die Mikroflora ein Teil des menschlichen Stoffwechselsystems ist und daher einen maßgeblichen Einfluss auf den Menschen hat. Mittlerweile bezeichnet man das Mikrobiom als ein eigenständiges Organ.
Wann wird eine Stuhltransplantation durchgeführt?
Die Transplantation von Mikrobiom eines gesunden Spenders hat sich in Studien als hocheffektive Therapie bei wiederholten Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhöen (CDAD) erwiesen. Diese Therapie hat Eingang in die europäischen Behandlungsrichtlinien gefunden.Geschichte der Stuhltransplantation


Die Spender sollten entweder mit dem Patienten verwandt sein oder mit ihm in einem Haushalt leben. Diese Auswahl wird zum einen u. a. getroffen, um die „Infektionsgefahr“ zu mindern, denn wenn man nahe beieinander lebt oder miteinander verwandt ist, hat man ohnehin ein zumindest teilweise gemeinsames Mikrobiom, außerdem ist der Ekelfaktor bei der Transplantation von einem bekannten Spender möglicherweise geringer.
Der Spenderstuhl wird untersucht, verflüssigt, gefiltert und dem Patienten zugeführt.
Die Stuhlspende kann während einer Koloskopie (Darmspiegelung) in den Dickdarm eingeschwemmt oder über eine Duodenalsonde (Nasensonde) in den Dünndarm bzw. Zwölffingerdarm eingebracht werden.
Erfahrungen mit der Stuhltransplantation
Seitdem die Stuhltransplantation in der Schulmedizin regelmäßig durchgeführt wird (seit etwa 2003), sind mehr als 10 Jahre vergangen, in denen diese Therapie immer wieder beobachtet und untersucht worden ist.Bei der Therapie der rezidivierenden therapierefraktären Clostridium difficile-Infektion wird von Heilungsraten von über 90 % berichtet, unerwünschte Wirkungen sind nahezu unbekannt.
Die Stuhltransplantation als Therapie anderer Erkrankungen
Neben der ursprünglichen Indikation „therapierefraktäre CDAD“ wird seit einigen Jahren untersucht, ob die Stuhltransplantation auch als Therapie für andere Erkrankungen, vor allem chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Idiopathische Colitis oder dem Reizdarmsyndrom, aber auch bei Multipler Sklerose oder Autismus eingesetzt werden kann. Derzeit gilt die Stuhltransplantation aber nur bei einer rezidivierenden therapierefraktären Clostridium difficile-Infektion als gesicherte Therapie. Weitere Fragen können nur im Rahmen randomisierter kontrollierter Humanstudien geklärt werden.