Besonders die Entwicklungsländer sind von Hepatitis-B-Infektionen betroffen - mit einer Bevölkerungsdurchseuchung von bis zu 35 % in Ostasien und Afrika. In Europa ist der Durchseuchungsgrad sehr unterschiedlich: von weniger als 0,1 % der Bevölkerung in Nordwesteuropa (Skandinavien, Großbritannien) bis zu 8 % in Ost- und Südeuropa. Insgesamt schätzt man, dass in Deutschland etwa 650.000 Menschen chronisch an Hepatitis B erkrankt sind. Mehr als ein Drittel davon sind Kinder oder haben die Hepatitis B im Kindesalter erworben. Jede dritte Leberentzündung in Deutschland ist durch das Hepatitis B-Virus verursacht. Die Hepatitis-B-Infektion ist eine hoch infektiöse Erkrankung. Das Hepatitis-B-Virus ist vor allem im Blut, aber auch im Speichel, in Samenflüssigkeit, im Vaginalsekret und in der Muttermilch nachweisbar. Die Gefahr der Ansteckung mit dem Hepatitis B-Virus ist z.B. deutlich höher als die Gefahr, sich mit dem HI-Virus (HIV) zu infizieren. Das Hepatitis B-Virus kann beim Geschlechtsverkehr durch Körperflüssigkeiten übertragen werden. Früher war das Risiko, sich bei einer Bluttransfusion mit Hepatitis B zu infizieren recht groß. Heute gibt es bessere Tests zur Kontrolle des Blutes, so dass dieser Übertragungsweg deutlich seltener geworden ist. Verunreinigte Spritzen oder nicht desinfizierte Tattoo-Nadeln, unhygienische Körperpiercings oder die gemeinsame Benutzung von Hygieneartikeln wie Rasierklingen oder Zahnbürsten treten heute als Übertragungsweg in den Vordergrund. Bei der Geburt kann das Kind einer Mutter, die an Hepatitis B erkrankt ist, angesteckt werden. Das Neugeborene wird daher nach der Entbindung sofort behandelt und geimpft. Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung vergehen bei der Hepatitis B durchschnittlich zwei bis sechs Monate. Weil die Erkrankung zunächst kaum Beschwerden hervorruft, wird sie häufig gar nicht bemerkt.
Nur bei einem Drittel aller Infizierten zeigen sich überhaupt Symptome. Zu den ersten Beschwerden, die auftreten können, gehören Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel oder leichtes Fieber. Im weiteren Verlauf können sich die Haut und die Augen gelblich färben. Der Stuhl ist dann entfärbt und der Urin dunkel. In über 90% aller Fälle tritt nach der symptomatischen Krankheitsphase eine vollständige Genesung ein. Die akute Hepatitis B kann aber in Ausnahmefällen so schwer verlaufen, dass es zu einer ausgeprägten Leberschädigung mit akutem Leberversagen kommt. Auf dem Boden der chronischen Leberentzündung kann eine Leberzirrhose (bindegewebiger Umbau des Lebergewebes) oder ein Leberzellkarzinom (Leberkrebs) entstehen. Unter bestimmten Voraussetzungen wird die Therapie einer chronischen Hepatitis B empfohlen, wodurch das Virus und damit die Entzündung in der Leber reduziert wird. Damit sinkt auch das Risiko von Spätfolgen. Der beste Weg die Komplikationen zu verhindern ist die vorbeugende Impfung. Man unterscheidet bei der Hepatitis B die akute, die chronische und die ausgeheilte Hepatitis B. Untersucht werden:
- Virus-Antigene
Im Blut werden Virus-Antigene gesucht, die eine Infektion beweisen. Es kann dabei eine akute oder eine chronische Hepatitis B vorliegen. - Antikörper
Werden im Blut HB-Antikörper gefunden, ist das ein Zeichen einer Ausheilung. HB-Antikörper sind auch nach einer Impfung nachweisbar. - Virus-DNA
Die Untersuchung der Erbsubstanz des Virus (DNA) wird zur Diagnose und Beobachtung der chronischen Hepatitis eingesetzt. Wenig Virus-DNA spricht für eine ruhende Infektion, viel DNA für eine aktive chronische Hepatitis.
Mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung kann der Arzt die Größe und Beschaffenheit der Leber beurteilen. Desweiteren können mit dem Ultraschall eventuell schon aufgetretene Spätschäden einer chronischen Hepatitis B wie z.B. ein bindegewebiger Umbau (Zirrhose) oder ein Tumor festgestellt werden. Mit speziellen Ultraschallverfahren kann die Ausprägung des Gewebeumbaus gemessen werden, so daß die Entnahme einer Leberprobe nur noch selten bei bestimmten Fragestellungen notwendig ist.
Liegt eine chronische Hepatitis B vor, so gibt es medikamentöse Therapiemöglichkeiten, die die Erkrankung nicht heilen, sondern den Verlauf der chronischen Hepatitis B abmildern.
Bei geringer Aktivität der chronischen Hepatitis B wird zunächst nicht therapiert, sondern in regelmäßigen Abständen das Blut kontrolliert. Wenn im Verlauf die Leberwerte oder die Viruszahl im Blut ansteigen oder wenn ein beginnender Umbau der Leber (Fibrose) nachweisbar ist, erfolgt eine Therapie. Zur Therapie können verschiedene Tabletten (Nukleosid-/Nukleotid-Analoga) eingesetzt werden, die die Viruszahl im Blut senken, die Leberwerte normalisieren und das Risiko für Komplikationen reduzieren. Die Tabletten müssen dauerhaft eingenommen werden, was bei guter Verträglichkeit in der Regel für den Patienten keine Einschränkung bedeutet. Gegen Hepatitis B kann geimpft werden. Die Impfung sollte dreimal im Abstand von einem Monat und dann ein Jahr nach der Erstimpfung durchgeführt werden. Danach ist bei mehr als 95% der Impflinge eine 10-jährige Immunität erreicht.