Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC)
Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) sind krankheitsauslösende Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli (Abgekürzt E. coli). Es gibt einige E.coli-Bakterien, die nicht krankheitserregend sind und zur normalen Darmflora des Menschen gehören. Das Namenspräfix "enterohämorrhagisch" (altgriechisch entero = Darm und hämorrhagisch = Blutung) deutet an, dass EHEC beim Menschen blutige Durchfallerkrankungen auslösen können.
Übertragung
Das Hauptreservoir des Erregers bilden Wiederkäuer; vor allem Rinder, aber auch Schafe, Ziegen, Rehe und Hirsche, in deren Darm sie regelhaft vorkommen, ohne bei ihnen Erkrankungen auszulösen. Die Übertragung der Erreger erfolgt auf vielfältige Art und Weise, aber überwiegend durch die direkte oder indirekte orale Aufnahme von Fäkalspuren. Der Erreger wird meist mit der Nahrung aufgenommen, meist mit rohem Fleisch oder Rohmilch.Eine Infektion ist auch über fäkalienverseuchtes Trink- oder Badewasser möglich.
Ansteckung/ Ausscheiden von Erregern
Das Robert Koch-Institut fasst zur Ansteckung zusammen: Personen, die eine Infektion mit EHEC O104 erworben haben, können den Erreger über eine gewisse Zeit auch nach Abklingen der Symptome mit dem Stuhl ausscheiden. Aus früheren Erkenntnissen über EHEC-Infektionen ist bekannt, dass die Dauer der Ausscheidung von verschiedenen Faktoren, wie z.B. vom Alter oder der Schwere der Erkrankung, aber auch vom Erregerstamm abhängig ist. Mit dem Alter der Patienten hängt sie derart zusammen, dass jüngere Patienten, z.B. Kinder, eher länger ausscheiden.
Mit der Schwere der Erkrankung hängt sie insofern zusammen, dass Patienten mit schwerer Erkrankung eher kürzer ausscheiden. Bisher liegen die meisten Erkenntnisse zur Serogruppe O157 vor. Angaben zur durchschnittlichen Dauer der Keimausscheidung variieren deutlich von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen. Hier kann bei Kindern mit einer Ausscheidungsdauer von über einem Monat bei klinisch unauffälligem Bild gerechnet werden. Inwieweit diese Ergebnisse auch für O104:H4 zutreffen, muss noch geprüft werden.
Daher hat das RKI eine entsprechende Studie begonnen, in der untersucht wird, wie lange der Erreger bei den Trägern nachgewiesen werden kann. Eine über das Krankheitsstadium hinausgehende Ausscheidung von Erregern ist also zumindest bei einem Teil der Infizierten möglich und anzunehmen. Einer guten Sanitär- und Küchenhygiene kommt besondere Bedeutung zu.
Krankheitsverlauf
Eine Infektion mit dem EHEC-Erreger kann symptomfrei verlaufen. Es kann aber auch nach einer Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) von zwei bis zehn Tagen zu einer Magen-Darm-Grippe mit Brechdurchfall, teils auch Fieber, Übelkeit und Bauchschmerzen, kommen, die sich bei 10 - 20 % der Erkrankten zu einer schweren Entzündung des Darms entwickeln. Dabei können die Gifte des Bakteriums die Zellen der Darmwand und der Blutgefäßwände besonders im Gehirn und in den Nieren zerstören. Als schwere Komplikation einer EHEC-Darminfektion gilt das meldepflichtige enteropathische hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) mit oder ohne neurologischen Komplikationen.
Therapie
Eine Antibiotika-Therapie ist nicht sinnvoll, weil sie die Ausscheidung der Bakterien verlängern oder verschlimmern kann. Die Behandlung erfolgt symptomorientiert durch Ersatz von Flüssigkeit und Blutsalzen (Elektrolyte).Komplikationen durch HUS müssen intensivmedizinisch, ggf. u.a . durch Bluttransfusionen oder Blutwäsche, behandelt werden.
Das Gesundheitsamt
Das Gesundheitsamt ist bei allen Fällen einer EHEC-Infektion bzw. eines Ausscheiders und seiner Kontaktpersonen ein wichtiger Ansprechpartner (siehe auch Infektionsschutzgesetz § 31, 34 und 42).
Archiv der aktuellen EHEC-Informationen
- EHEC-Pressemitteilung des BfR vom 12.06.2011
- Neue Zahlen und Fakten vom RKI vom 14.06.2011
- Pressemitteilung des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit vom 15.06.2011
- Stellungnahme des hessischen Ministeriums für Umwelt vom 16.06.2011
- Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 18. 06 2011
- RKI zum EHEC-Ausbruchsgeschehen vom 05.06.2011
- Samen von Bockshornklee wahrscheinlich für EHEC O104:H4 Ausbruch verantwortlich
- EHEC-Ausbruch neigt sich dem Ende zu.
- EHEC O104:H4-Ausbruchsgeschehen in Deutschland aufgeklärt
- Die häufigsten Fragen rund um EHEC und Bockshormkleesamen
Mehr über Infektionen
Letzte Änderung: 01.07.2023
Autoren
Dr. med. Jens Müller-Ziehm
Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie
Mehr wissen
Dr. med. Lars Zimmermann
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Notfallmedizin
Mehr wissen
Diese Seite teilen über:
Mit Fragen über die Inhalte und Technik der Website können Sie uns kontaktieren.