Stuhltransplantation
Als Stuhltransplantation, Fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT), Mikrobiom-Transplantation, Stuhlbakterientransplantation, Stuhltransfusion, Stuhlverpflanzung, Fäkaltherapie, fäkale Darmfloratransplantation, fäkale Bakterientherapie oder Übertragung von Darmflora bezeichnet man die Übertragung von Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm eines darmkranken Patienten. Die Stuhltransplantation kann man als einfache Form der Organverpflanzung betrachten, bei der sowohl eine immunologische Übereinstimmung von Spender und Empfänger als auch eine Immunsuppression nach dem Eingriff nicht erforderlich sind.
Was ist ein Mikrobiom?
Als „Mikrobiom“ bezeichnet man die Gesamtheit der Mikroorganismen, die den Menschen oder andere Lebewesen besiedeln. Dazu gehören die Bakterien des Darms, aber auch von Haut, Urogenitaltrakt, Mund, Rachen und Nase.
Das intestinale Mikrobiom beim Menschen (humanes intestinales Mikrobiom), beginnend mit den Mikroben im Mund, der Speiseröhre, dem Magen, dem Dünn- und dem Dickdarm (Darmflora) besteht aus
- etwa 1014 (100 Billionen) Bakterien,
- etwa 500-2.000 Arten in jedem Menschen.
Insgesamt gibt es etwa 40.000 Arten, der Großteil der Mikroben ist bislang unbekannt.
Der 2008 verstorbene US-Molekularbiologe Joshua Lederberg erkannte, dass die Mikroflora ein Teil des menschlichen Stoffwechselsystems ist und daher einen maßgeblichen Einfluss auf den Menschen hat. Mittlerweile bezeichnet man das Mikrobiom als ein eigenständiges Organ.
Wann wird eine Stuhltransplantation durchgeführt?
Die Transplantation von Mikrobiom eines gesunden Spenders hat sich in Studien als hocheffektive Therapie bei wiederholten Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhöen (CDAD) erwiesen. Diese Therapie hat Eingang in die europäischen Behandlungsrichtlinien gefunden.
Geschichte der Stuhltransplantation
In seinem Buch „Heilsame Dreck-Apotheke“ beschreibt Christian Franz Paullini schon 1697 ausführlich, wie die Durchfallerkrankung durch Einnahme von Kot behandelt werden kann. Der erste Bericht der Neuzeit stammt von 1958.
Wie verläuft die Stuhlspende?
Als Spender kommen „stuhlgesunde“ Personen in Frage, die auf Infektionskrankheiten und deren Stuhl vor allem auf pathogene Darmkeime untersucht werden. Zur Zeit gibt es (noch) kein verbindliches Schema für die Voruntersuchung – einige Autoren schlagen vor, neben den o. g. Erkrankungen in jedem Fall auch HIV, Hepatitis B und C, Zytomegalie (CMV), Syphilis und Tuberkulose miteinzubeziehen. Da die Spendervoruntersuchung einen erheblichen Teil des Aufwands ausmacht, wird man sich zu dieser Frage noch sinnvoll und verbindlich positionieren müssen.
Die Spender sollten entweder mit dem Patienten verwandt sein oder mit ihm in einem Haushalt leben. Diese Auswahl wird zum einen u. a. getroffen, um die „Infektionsgefahr“ zu mindern, denn wenn man nahe beieinander lebt oder miteinander verwandt ist, hat man ohnehin ein zumindest teilweise gemeinsames Mikrobiom, außerdem ist der Ekelfaktor bei der Transplantation von einem bekannten Spender möglicherweise geringer.
Der Spenderstuhl wird untersucht, verflüssigt, gefiltert und dem Patienten zugeführt.
Die Stuhlspende kann während einer Koloskopie (Darmspiegelung) in den Dickdarm eingeschwemmt oder über eine Duodenalsonde (Nasensonde) in den Dünndarm bzw. Zwölffingerdarm eingebracht werden.
Erfahrungen mit der Stuhltransplantation
Seitdem die Stuhltransplantation in der Schulmedizin regelmäßig durchgeführt wird (seit etwa 2003), sind mehr als 10 Jahre vergangen, in denen diese Therapie immer wieder beobachtet und untersucht worden ist.
Bei der Therapie der rezidivierenden therapierefraktären Clostridium difficile-Infektion wird von Heilungsraten von über 90 % berichtet, unerwünschte Wirkungen sind nahezu unbekannt.
Die Stuhltransplantation als Therapie anderer Erkrankungen
Seitdem die Stuhltransplantation in der Schulmedizin regelmäßig durchgeführt wird (seit etwa 2003), sind mehr als 10 Jahre vergangen, in denen diese Therapie immer wieder beobachtet und untersucht worden ist.
Bei der Therapie der rezidivierenden therapierefraktären Clostridium difficile-Infektion wird von Heilungsraten von über 90 % berichtet, unerwünschte Wirkungen sind nahezu unbekannt.
Mehr über Darm
Letzte Änderung: 01.07.2023
Autoren
Dr. med. Daniel Cording
Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie
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Dr. med. Lars Konopka
Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie
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