Laktoseintoleranz
Die Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) ist eine häufige Störung der Darmfunktion. Der Darm ist nicht in der Lage, Milchzucker aus der Nahrung aufzunehmen. Betroffen von dieser Störung sind etwa 10 % der deutschen Bevölkerung. In anderen Regionen der Welt, wie z. B. Südostasien oder Afrika, leiden bis zu 90 % der Bevölkerung an Milchzuckerunverträglichkeit.
Ursache für die Milchzuckerunverträglichkeit ist das Fehlen bzw., weitaus häufiger, die unzureichende Produktion des Verdauungsenzyms Laktase. Dieses ist erforderlich, um den Milchzucker in seine Einzelbestandteile (Glukose und Galaktose) zu spalten, die dann einzeln in die Blutbahn resorbiert werden.
Das Verdauungsenzym Laktase kommt in der Dünndarmschleimhaut vor. Wenn der Milchzucker nicht aufgenommen werden kann, wird er von Darmbakterien weiter verstoffwechselt. Als Folge daraus resultieren Darmgase (Blähungen). Neben der Gasbildung entstehen als weiteres bakterielles Abbauprodukt der Milchsäure organische Säuren, die selbst osmotisch aktiv sind und Wasser binden.
Symptome
Schweregrad
Der Schweregrad der Erkrankung ist individuell sehr verschieden; er hängt im Wesentlichen davon ab, ob das Enzym Laktase völlig fehlt oder noch eine Restfunktion vorhanden ist.
Diagnose
Die Diagnose einer Milchzuckerunverträglichkeit wird mit dem so genannten Laktose-H2-Atemtest in aller Regel sicher gestellt. Bei diesem einfachen Test wird die Atemluft des Patienten nach der Einnahme von Milchzucker untersucht. Man misst in der Atemluft den Anstieg des Wasserstoffs, der von den Darmbakterien beim Abbau der nicht resorbierbaren Laktose gebildet wird.
Formen der Milchzuckerunverträglichkeit
Die Enzymschwäche des Darms kann zwei Ursachen haben:
- Genetisch bedingte Form, sog. primärer Laktasemangel, bedingt durch Fehlen oder lediglich eine Restfunktion des oben beschriebenen Dünndarmenzyms Laktase.
- Sogenannter sekundärer Laktasemangel, der als Begleiterscheinung bei anderen Dünndarmerkrankungen, vor allen Dingen akut entzündlichen Darmerkrankungen (Gastroenteritis), bei Zöliakie, Morbus Crohn und parasitären Erkrankungen auftreten kann.
Therapie
Wegen der geschilderten Beschwerden ist es sinnvoll, die Milchzuckermenge in der Nahrung zu reduzieren. Eine komplett milchfreie Ernährung ist in der Regel aber nicht nötig. Wie viele Milchprodukte Sie weiterhin vertragen werden, kann aufgrund der Testergebnisse nicht präzise vorhergesagt werden. In der Praxis hat es sich bewährt, am Anfang möglichst alle Nahrungsmittel, die Milchzucker enthalten oder unter Milchverwendung hergestellt werden, zu meiden. Bei dann einsetzender kompletter Beschwerdefreiheit kann man sehr vorsichtig und tageweise die Verträglichkeit einzelner milchzuckerhaltiger Lebensmittel austesten.
Da eine Restaktivität des Enzyms Laktase meist noch vorhanden ist, werden geringere Mengen von Milchprodukten in der Regel gut vertragen. Nach dem Weglassen sämtlicher milchzuckerhaltiger Lebensmittel sollten zum Ermitteln der individuellen Verträglichkeit zunächst milchzuckerarme Käsesorten und Joghurt bevorzugt werden. Speziell im Joghurt ist durch die darin enthaltenen Bakterien der Milchzucker bereits vorverdaut und meist gut verträglich.
Worauf ist bei der Auswahl von Nahrungsmitteln zu achten?
Abgesehen davon, dass milchzuckerhaltige Nahrungsmittel möglichst vermieden werden sollten, erfolgt die Ernährung wie beim Gesunden. Die Ernährung sollte vor allem frische Nahrungsmittel, Salate und Gemüse sowie, soweit verträglich,– Ballaststoffe beinhalten. Süßwaren und Fast Food sollten gemieden werden. Weiterhin ist wichtig zu beachten, dass viele Fertigprodukte Laktose enthalten können.
Ungeeignete Lebensmittel
Milch/Milchprodukte:
- Kuhmilch in jeder Form und alle daraus hergestellten Speisen
- Sahne, Kaffeesahne, Kondensmilch, Frischkäsezubereitungen, Molke, Quark, Kefir, Schmelzkäse
Brot/Backwaren:
- Brotsorten und Backwaren, die mit Milch hergestellt worden sind, z. B. Zwieback, Milchbrötchen, Zöpfe, Kuchen, Waffeln
Fertiggerichte:
- Pizza, Tiefkühlgerichte, Konserven etc.
Süßwaren/Desserts:
- Puddings, Cremes, Schokolade, Kuchen und Bonbons, die mit Milchzucker hergestellt worden sind
Fleisch/Wurstwaren:
- Formfleisch, Brühwürste, Leberwürste, fettreduzierte Wurstwaren und Wurstkonserven
Instanterzeugnisse:
- Fertigsoßen, Tütensuppen, Kartoffelpüreepulver und ähnliches
Fertigsoßen:
- Mayonnaise sowie Soßen, die auf Milchbasis hergestellt worden sind
Nach dem Laktosegehalt fragen
Generell ist Frischware zu bevorzugen. Beim Metzger oder Bäcker kann der Laktosegehalt im jeweiligen Produkt erfragt werden. Bei leichteren Formen der Laktoseintoleranz können im Einzelfall fermentierte Milchprodukte nach Austesten für den Patienten gut verträglich sein. Das gilt insbesondere für Hartkäse und Joghurtprodukte.
Geeignete Nahrungsmittel bei Laktoseintoleranz
- Fleisch/Fisch (unverarbeitet)
- Obst und Gemüse
- Kartoffeln, Nudeln, Reis
- Hülsenfrüchte und Nüsse
- Getreide, Getreideflocken
- Kräuter (Vorsicht bei Gewürzmischungen!)
- Fruchtsäfte, Mineralwasser, Tee und Kaffee
- Laktosefreie Milch: Handelsnamen z. B. „Lakto-Free“ oder „MinusL“
- Sojaprodukte: Alle aus Soja hergestellten Milchpräparate sind uneingeschränkt geeignet
Gibt es eine medikamentöse Behandlung?
Prinzipiell besteht die Behandlung der Laktoseintoleranz aus einer entsprechenden Umstellung der Ernährung. Im Einzelfall oder bei ausgeprägtem Wunsch des Patienten kann das fehlende Enzym Laktase jedoch auch in Tablettenform verabreicht werden. Entsprechende Präparate können über die Apotheke oder das Internet rezeptfrei bezogen werden. Diese werden aber von der Krankenkasse in aller Regel nicht erstattet.
Es finden sich Präparate von verschiedenen Herstellern auf dem Markt, deren Stärke bzw. Enzymdosierung zum Teil sehr unterschiedlich ist. Die Dosierung erfolgt entsprechend den Herstellervorschlägen. Weiterhin wird der individuelle Bedarf durch Ausprobieren selbst ermittelt. Bei der Einnahme ist zu beachten, dass das jeweilige Präparat zu jeder milchzuckerhaltigen Mahlzeit zugeführt werden muss.
Vermeidung von Mangelerscheinungen
Bei konsequent milchzuckerarmer Ernährung kann es zu einer Unterversorgung des Organismus mit Kalzium kommen. Je nach Verträglichkeit sollten deshalb weiterhin laktosearme Milchprodukte wie gereifter Käse und Joghurt Verwendung finden. Weiterhin sollten verstärkt alternative Kalziumquellen bedacht werden. Hierzu gehören insbesondere kalziumreiche Mineralwasser und Gemüse (Brokkoli, Spinat, Lauch, Grünkohl, Sojabohnen). Auch Nüsse und Samen (Haselnuss, Pistazie, Paranüsse, Mandeln) sowie frische Kräuter (Schnittlauch, Petersilie, Kresse) enthalten relativ viel Kalzium.
Text übernommen mit freundlicher Genehmigung von der Homepage von Dr. Gröpel, Nürnberg
Mehr über Nahrungsmittelunverträglichkeit
Letzte Änderung: 01.07.2023
Autoren
Dr. med. Peter Nagel
Facharzt für Innere Medizin/Gastroenterologie
Mehr wissen
Dr. med. Matthias Kahl
Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie
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