Biologika

Was sind Biologika?

Als Biologika, Biologica oder Biopharmazeutika werden Arzneistoffe bezeichnet, die mit Hilfe der Biotechnologie hergestellt werden. Natürliche, körpereigene Stoffe können so nachempfunden werden.

TNF-α-Blocker

Zur Therapie der CED sind derzeit als Biologika nur Antikörper zugelassen. So werden derzeit Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α.), auch TNF-α-Blocker oder TNF-α-Antikörper genannt, in der Therapie der CED eingesetzt. TNF-α ist ein multifunktionaler Signal- oder Botenstoff (Zytokin) des Immunsystems, der an der Entstehung und Unterhaltung einer Entzündung im Körper beteiligt ist. Beim gesunden Menschen unterstützen diese Botenstoffe die körpereigene Abwehr gegen Viren und Bakterien. Bei Menschen, die an einer CED leiden, kommt es allerdings dauerhaft zu einer erhöhten Ausschüttung der entzündungsfördernden Zytokine.

Zur Behandlung der CED sind derzeit zwei TNF-α-Blocker zugelassen, die sich in ihrem chemischen Aufbau und in der Art der Anwendung unterscheiden.

  • Adalimumab
    ein sogenannter "humaner Antikörper" der völlig identisch ist mit mit menschlichen Eiweißstoffen, und
  • Infliximab
    ein sogenannter "teilweise humaner Antikörper", der auch Eiweißstrukturen von Mäusen enthält (chimärer Antikörper).
  • Golimumab
    ist ein so genannter "humaner Antikörper, der ab September 2013 zur Behandlung der mittelschweren bis schweren, aktiven Colitis ulcerosa bei erwachsenen Patienten, die auf eine konventionelle Therapie, einschließlich Kortikosteroide und 6-MP oder AZA, unzureichend angesprochen haben, zugelassen

Wie wirken Biologika?

Die mit Hilfe der Biotechnologie hergestellten TNF-α-Blocker blockieren das entzündungsfördernde Zytokin TNF- α, wodurch der Entzündungsprozess gehemmt oder ganz zum Erliegen gebracht werden kann. Sie werden außer zur Behandlung von rheumatoider und idiopathischer Arthritis, Psoriasisarthritis und Morbus Bechterew auch in der Therapie des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa eingesetzt. TNF-α-Blocker können bereits nach der ersten Gabe zu einer deutlichen Verbesserung der Krankheitssymptome führen.

Wann werden Biologika eingesetzt? (Indikation)

Falls bei der Therapie der CED weder Entzündungshemmer noch herkömmliche Immunsuppressiva die erwünschte Wirkung bringen, können Medikamente aus der Reihe der Biologika wie Adalimumab oder Infliximab zum Einsatz kommen.

"Beide sind zur Behandlung eines schwergradigen, aktiven Morbus Crohn bei Patienten zugelassen, die trotz einer vollständigen und adäquaten Therapie mit einem Glukokortikoid und/oder einem Immunsuppressivum nicht ausreichend angesprochen haben oder die eine Unverträglichkeit oder Kontraindikationen für solche Therapien haben. Für Infliximab besteht weiterhin eine Indikation zur Behandlung des aktiven Morbus Crohn mit Fistelbildung." [siehe S3-Leitlinie "Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn"]

Die aktualisierten Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa geben an, dass "Sollte eine Steroidtherapie aufgrund einer Kontraindikation oder Intoleranz nicht infrage kommen, so kann alternativ eine Therapie mit [...] Infliximab [...] zum Einsatz kommen." [siehe Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa]

Vor Therapiebeginn

Biologika wirken auf das gesamte Immunsystem und können die körpereigene Abwehr gegen Infektionen oder Krebszellen schwächen. Bevor eine Behandlung begonnen wird, muss daher notwendig überprüft werden, ob ein ausreichender Impfschutz besteht. Dieser muss ggf. vor Behandlungsbeginn aufgefrischt bzw. komplettiert werden. Vor einer Behandlung mit TNF-α-Blockern bestehende Infektionen wie z. B. Tuberkulose oder Hepatitis müssen sicher ausgeschlossen werden. Die Therapieleitlinien verlangen vor Therapiebeginn eine klinische Untersuchung, einen Quantiferon-Test und evtl. eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes.

Während der Therapie

Zeigt ein Biologikum Wirkung, kann es langfristig eingesetzt werden, um neue Schübe zu verhindern. Allerdings setzt eine Therapie mit Biologika eine engmaschige und intensive Betreuung des Patienten während der Therapie voraus, wozu auch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und eine ständige Überprüfung des Impfschutzes gehören.

Compliance (Therapietreue)

Während Medikamente im akuten Schub häufiger gemäß den Anweisungen des Arztes eingenommen werden, sinkt die Therapietreue mit zunehmender Besserung der Beschwerden.
Compliance spielt gerade bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung zur Erhaltung der Remission und zur Senkung des Darmkrebsrisikos eine bedeutende Rolle.
Wir raten CED-Patienten, den Therapieplan mit dem Arzt abzustimmen und sich bei Problemen eher an ihren behandelnden Arzt zu wenden, als die Medikation eigenmächtig und ohne Rücksprache zu ändern.

Unerwünschte Wirkungen von Biologika

Wie bei jeder wirksamen Therapie kann es auch unter Biologika zu unerwünschten Wirkungen kommen. Zu den unerwünschten Wirkungen bei der Therapie mit TNF-α-Blockern zählen die Rötung oder ein Juckreiz an der Einstichstelle der Injektion oder Infusion. Diese klingen aber meist schnell wieder ab. Es können u. a. allergische Reaktionen auftreten, Schwellungen im Gesicht, an Händen oder Füßen, Fieber, Schwindel, Kopfschmerzen, Haarausfall, Hautveränderungen; selten kommt es zu neurologischen Nebenwirkungen oder zur Verschlechterung einer Herzinsuffizienz.

Darreichungsformen

TNF-α-Antikörper oder TNF-α-Blocker können durch eine Selbstinjektion unter die Haut gespritzt (subkutan) oder durch eine Infusion in die Armvene (intravenös) beim Arzt verabreicht werden. Während manche Patienten die subkutane Injektion von Adalimumab vorziehen, gibt es einige, die die Infliximab-Infusion unter Arztaufsicht alle acht Wochen bevorzugen.

Handelsnamen

  • Adalimumab
    Humira®
  • Infliximab
    Remicade®
  • Golimumab
    Simponi®

Mehr über CED

Letzte Änderung: 01.07.2023

Autoren

Wilfred Landry

Dr. med. Wilfred Landry

Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie
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MIchael Mross

Dr. med. Michael Mross

Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie & Hepatologie
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